Sonntag, 10. Januar 2016

Weitere Austritte aus dem BUND


SIEGENER ZEITUNG v. 08.01.2016













Ein Bild aus sommerlichen Tagen: Sowohl Harry Neumann (l.) als auch Ernst-Gerhard Borowski (M.), die sich auf diesem Foto vom Juni 2014 zusammen mit dem Diplom-Biologen Ralf Kubosch eine Altholzinsel im Giebelwald ansehen, haben ihre Posten als Kreisgruppenvorsitzende aufgegeben und den BUND verlassen. Archivfoto: goeb
Noch ein Austritt
Kopfloser BUND
Kreis Altenkirchen. Nach dem früheren Landesvorsitzenden Harry Neumann hat auch AK-Kreisvorsitzender Ernst-Gerhard Borowski mit dem BUND gebrochen.
goeb - Mehr denn je scheint der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) in Rheinland-Pfalz vor einer Zerreißprobe zu stehen. Ursache ist die Frage der naturschutzpolitischen Fahrtrichtung im Bereich Windkraft und wohl auch die Frage des Umgangs zwischen Landesvorstand und „aufmüpfigen“ Kreisgruppen.
Zwei Kreisgruppen ohne Vorsitzenden
Wie die SZ berichtete, gab am Wochenende der frühere Vorsitzende des BUND-Landesverbands Rheinland-Pfalz, Harry Neumann, auch sein Amt als Vorsitzender der Kreisgruppe Westerwald auf. Zuvor war der bekannte Autor Georg Etscheit im Streit gegangen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass wenige Tage vor Neumann auch der Betzdorfer Ernst-Gerhard Borowski, Vorsitzender des BUND im Kreis Altenkirchen, ein Fax über seine Demission nach Mainz gesendet hat. Damit stehen beide Kreisgruppen zurzeit ohne Vorsitzende da. Borowski sagte, sein Rückzug sei mit seinen Stellvertretern Sonja Schütz und Gerhard Bottenberg abgesprochen gewesen. „Und die hatten vollstes Verständnis.“
Richtungsstreit tobt seit Jahren
Der Richtungsstreit im Umweltverband tobt seit mehreren Jahren. Bereits 2012 hatte der prominente Enoch zu Guttenberg geschmissen. Waldbesitzer Guttenberg aus Bayern, der vor 40 Jahren zu den BUND-Gründungsmitgliedern zählte, hatte als Begründung für seinen Schritt unüberbrückbare Gegensätze zu den Befürwortern der Windenergienutzung angegeben. Dieser Streit ist auch im Westerwald immer noch virulent.
Westerwald als „Widerstandsnest“
Dabei reiben sich die Gegner nicht an der Windeenergie an sich, sondern an der in ihren Augen gesetzeswidrigen Errichtung von bis zu 200 Meter hohen „Industrieanlagen“ in biologisch sensiblen Waldgebieten, darunter viele Mittelgebirgslagen. So verwundert auch nicht, dass die Region Westerwald von den Befürwortern der Windenergie-Nutzung als „Widerstandsnest“ tituliert worden ist. Der verbale Schlagabtausch ist im Ton immer schärfer geworden. „Als „Verräter von Idealen“, als „Totengräber des Artenschutzes“ oder als „Profiteure der Energiewende“ sehen sich die WKA-Befürworter an den Pranger gestellt. Einflussreiche BUNDler, kritisieren sie, seien mit der Windkraft-Lobby verfilzt.
Borowski war 20 Jahre dabei
Ernst-Gerhard Borowski stand dem BUND 20 Jahre treu zur Seite, doch auch bei ihm ist das Tischtuch zerrissen. Sein Fazit: „Ich bin bei einem privaten Jahresrückblick an den Weihnachtsfeiertagen zu dem Schluss gekommen, dass ich für mich keinen Sinn mehr darin sehen kann, mich innerhalb des BUND für Natur- und Umweltschutz einzusetzen“, sagte der zurückgetretene Vorsitzende. Borowski reibt sich vor allem an der Gängelung, wie er sagt, durch den Landesvorstand, der darüber bestimmen wolle, „wen wir kritisieren dürfen und wen nicht“. Borowski: „Über 20 Jahre habe ich aktiv in einer selbstständig und eigenverantwortlich arbeitenden Kreisgruppe mitgearbeitet.“ Er sehe durch die Vorgänge im Landesvorstand das hohe Ansehen bei Politik, Presse und Öffentlichkeit, das man sich erarbeitet habe, unterminiert.
Zusammenarbeit untersagt
Borowski fühlt sich mehr als gegängelt. Anfang Juli vergangenen Jahres sei ihm und anderen örtlichen BUND-Vertretern bei einem Termin am Elkenrother Weiher untersagt worden, die Landesregierung zu kritisieren. „Per Einschreiben hat man uns dann verboten, mit den Bürgerinitiativen zusammenzuarbeiten, die im Dachverband Bündnis Energiewende für Mensch und Natur Rheinland-Pfalz organisiert sind.“
Konto wurde gesperrt
Daraufhin hätten beide Kreisgruppen entsprechende Pressemitteilungen herausgegeben, in denen sie diese Haltung kritisierten Anschließend bekam die Kreisgruppe Westerwald die Verfügungsgewalt über ihr Konto entzogen“, berichtete Borowski der SZ. Für viele komme das einer Entmündigung gleich: „Wir haben hier in der Kreisgruppe sehr kompetente Fachleute, die auf Augenhöhe mit der Oberen Naturschutzbehörde sprechen.“ Eine derartige Einmischung des Landesvorstands sei für ihn nicht hinnehmbar. Dem Naturschutz fühlt sich Borowski nach wie vor nahe. „Ich werde aber in keinen anderen Verein eintreten.“ Andreas Goebel
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Totalitäre Strukturen erkennbar“
Michael Thurn, stv. Vorsitzender der BUND Kreisgruppe Westerwald ist am 08.01.2016 aus dem BUND ausgetreten. Er begründet seinen Austritt wie folgt:
· Verfilzung des BUND mit der Windkraftindustrie und ,,Grüner Ideologie"
· Wer eine unwiederbringliche Zerstörung der Natur durch exzessiven Bau von Windindustrieanlagen fördert, darf sich nicht Naturschutzbund nennen“.
· Außerdem sind totalitäre Strukturen wie Einschränkung der Meinungsfreiheit, Diskriminierung Andersdenkender, Schikanen gegen die KG Westerwald
zur Durchsetzung einer fragwürdigen Klima/ Umweltideologie im BUND erkennbar“.