Dienstag, 2. Februar 2016

Die „Naturschutzinitiative“ spaltet sich von BUND ab


Von Mario Thurnes


MAINZ - Der BUND Rheinland-Pfalz hat weiterhin Ärger mit seinem ehemaligen Landesvorsitzenden Harry Neumann. Der hat nun mit anderen Abtrünnigen den Verein „Die Naturschutzinitiative“ gegründet – mit dem Anspruch bundesweit zu agieren. Neumann spricht von einer Austrittswelle beim BUND. Der wiederum bestätigt: Es hat Austritte gegeben – unterm Strich seien es aber deutlich mehr Eintritte gewesen.
Neumann ist, wie diese Zeitung berichtete, Anfang des Jahres aus dem BUND ausgetreten. Nun folgten ihm auch die Vorsitzende der Kreisverbände Rhein-Hunsrück, Dr. Ulrich Althauser, und Altenkirchen, Ernst-Gerhard Borowski. Insgesamt sind es laut Neumann mindestens 100 Austritte, eher 200.
  • INITIATIVE IM GESPRÄCH
    Die Naturschutzinitiative hat gestern an einem Treffen von Bürgerinitiativen gegen Windkraft mit Christian Baldauf teilgenommen, dem stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion.

    Ergebnis des Gesprächs, so Baldauf: „Gemeinsam mit den heute anwesenden Vertretern sind wir der Auffassung, dass die ungesteuerte rot-grüne Energiewende gescheitert ist.“ Vor Ort herrsche Chaos.

    Baldauf fordert Ausschlussgebiete, in denen keine Windräder entstehen dürften. Außerdem müsse mindestens 1000 Meter Abstand zwischen einem Windrad und der nächsten Wohnbebauung eingehalten werden.

    Die Grünen im Landtag sind gegenüber der Naturschutzinitiative offen. Ihr Fachsprecher Andreas Hartenfels sagt: „Wir begrüßen alle Aktivitäten zum Schutz unserer Natur.“ Die Naturschutzinitiative sei „herzlich eingeladen zum Diskurs über ökologische und zukunftsweisende Projekte in unserem Land“.
Die neue Initiative will den Naturschutz in den Vordergrund stellen. Neumann hatte den BUND im Streit verlassen. Der Vorwurf: Der BUND sehe die rot-grüne Windenergie-Politik zu unkritisch. Hervorgegangen ist der neue Verein aus der „Naturschutzinitiative Westerwald“.
Streitpunkt Windkraft
Der Streit um die Windkraft war auch für Althauser die Motivation zum Austritt: „Ich habe mich gefragt, warum gibt es den BUND eigentlich noch?“ Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Initiative wirft seinem alten Verband vor, Aktive allein gelassen zu haben, die gegen zu starken Ausbau der Windkraft im Hunsrück kämpfen.
Es hat Austritte gegeben, bestätigt die Geschäftsführerin des BUND-Landesverbands, Sabine Yacoub. Seit Neumann seinen Abschied verkündet hat, seien es 30 zahlende Mitglieder gewesen, dahinter stünden weitere 30 Familienmitglieder, die keine eigenen Beiträge zahlen müssten. Im Jahr 2015 hätten rund 450 Menschen den Landesverband verlassen.
„Eine gewisse Zahl von Austritten ist aber normal“, sagt Yacoub. Den 450 Austritten im Jahr 2015 stünden 1650 Eintritte gegenüber. Also verzeichnet der Landesverband einen Zuwachs von 1200 Menschen, das entspricht knapp 10 Prozent. Insgesamt gehören dem BUND Rheinland-Pfalz nach eigenen Angaben 12 800 Menschen an. Die Kreisvorstände Westerwald, Altenkirchen und Rhein-Hunsrück sind laut Yacoub noch nicht wiederbesetzt. Dies liege aber daran, dass der Neuwahl ein gewisser förmlicher Prozess vorangehe.
Neumann will mit der Naturschutzinitiative nun bundesweit agieren. In Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sei die Initiative schon vertreten. Yacoub fürchtet die neue Konkurrenz nicht: Diese fokussiere sich zu stark auf den Naturschutz: „Wir dürfen auch den Klimaschutz nicht außer acht lassen.“ Werde die Erderwärmung nicht gedrosselt, gäbe es ein Artensterben. Außerdem sei die Naturschutzinitiative eher ein lokales Phänomen im Norden des Bundeslandes und an dessen Grenzen.
Die Naturschutzinitiative will noch keine Mitgliederzahlen nennen. Es gebe aber einen massiven Zulauf. Und Althauser sagt: „Das ist erst der Beginn.“


Rhein Main Presse v. 27.01.2016