SIEGENER ZEITUNG v. 08.01.2016
Ein
Bild aus sommerlichen Tagen: Sowohl Harry Neumann (l.) als auch
Ernst-Gerhard Borowski (M.), die sich auf diesem Foto vom Juni 2014
zusammen mit dem Diplom-Biologen Ralf Kubosch eine Altholzinsel im
Giebelwald ansehen, haben ihre Posten als Kreisgruppenvorsitzende
aufgegeben und den BUND verlassen. Archivfoto: goeb
Noch
ein Austritt
Kopfloser
BUND
Kreis
Altenkirchen. Nach
dem früheren Landesvorsitzenden Harry Neumann hat auch
AK-Kreisvorsitzender Ernst-Gerhard Borowski mit dem BUND gebrochen.
„goeb -
Mehr denn je scheint der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
e. V.
(BUND) in Rheinland-Pfalz vor einer Zerreißprobe zu stehen. Ursache
ist die Frage der naturschutzpolitischen Fahrtrichtung im Bereich
Windkraft und wohl auch die Frage des Umgangs zwischen Landesvorstand
und „aufmüpfigen“ Kreisgruppen.
Zwei
Kreisgruppen ohne Vorsitzenden
Wie
die SZ berichtete, gab am Wochenende der frühere Vorsitzende des
BUND-Landesverbands Rheinland-Pfalz, Harry Neumann, auch sein Amt als
Vorsitzender der Kreisgruppe Westerwald auf. Zuvor war der bekannte
Autor Georg Etscheit im Streit gegangen. Am Donnerstag wurde bekannt,
dass wenige Tage vor Neumann auch der Betzdorfer Ernst-Gerhard
Borowski, Vorsitzender des BUND im Kreis Altenkirchen, ein Fax über
seine Demission nach Mainz gesendet hat. Damit stehen beide
Kreisgruppen zurzeit ohne Vorsitzende da. Borowski sagte, sein
Rückzug sei mit seinen Stellvertretern Sonja Schütz und Gerhard
Bottenberg abgesprochen gewesen. „Und die hatten vollstes
Verständnis.“
Richtungsstreit
tobt seit Jahren
Der
Richtungsstreit im Umweltverband tobt seit mehreren Jahren. Bereits
2012 hatte der prominente Enoch zu Guttenberg geschmissen.
Waldbesitzer Guttenberg aus Bayern, der vor 40 Jahren zu den
BUND-Gründungsmitgliedern zählte, hatte als Begründung für seinen
Schritt unüberbrückbare Gegensätze zu den Befürwortern der
Windenergienutzung angegeben. Dieser Streit ist auch im Westerwald
immer noch virulent.
Westerwald
als „Widerstandsnest“
Dabei
reiben sich die Gegner nicht an der Windeenergie an sich, sondern an
der in ihren Augen gesetzeswidrigen Errichtung von bis zu 200 Meter
hohen „Industrieanlagen“ in biologisch sensiblen Waldgebieten,
darunter viele Mittelgebirgslagen. So verwundert auch nicht, dass die
Region Westerwald von den Befürwortern der Windenergie-Nutzung als
„Widerstandsnest“ tituliert worden ist. Der verbale
Schlagabtausch ist im Ton immer schärfer geworden. „Als „Verräter
von Idealen“, als „Totengräber des Artenschutzes“ oder als
„Profiteure der Energiewende“ sehen sich die WKA-Befürworter an
den Pranger gestellt. Einflussreiche BUNDler, kritisieren sie, seien
mit der Windkraft-Lobby verfilzt.
Borowski
war 20 Jahre dabei
Ernst-Gerhard
Borowski stand dem BUND 20 Jahre treu zur Seite, doch auch bei ihm
ist das Tischtuch zerrissen. Sein Fazit: „Ich bin bei einem
privaten Jahresrückblick an den Weihnachtsfeiertagen zu dem Schluss
gekommen, dass ich für mich keinen Sinn mehr darin sehen kann, mich
innerhalb des BUND für Natur- und Umweltschutz einzusetzen“, sagte
der zurückgetretene Vorsitzende. Borowski reibt sich vor allem an
der Gängelung, wie er sagt, durch den Landesvorstand, der darüber
bestimmen wolle, „wen wir kritisieren dürfen und wen nicht“.
Borowski: „Über 20 Jahre habe ich aktiv in einer selbstständig
und eigenverantwortlich arbeitenden Kreisgruppe mitgearbeitet.“ Er
sehe durch die Vorgänge im Landesvorstand das hohe Ansehen bei
Politik, Presse und Öffentlichkeit, das man sich erarbeitet habe,
unterminiert.
Zusammenarbeit
untersagt
Borowski
fühlt sich mehr als gegängelt. Anfang Juli vergangenen Jahres sei
ihm und anderen örtlichen BUND-Vertretern bei einem Termin am
Elkenrother Weiher untersagt worden, die Landesregierung zu
kritisieren. „Per Einschreiben hat man uns dann verboten, mit den
Bürgerinitiativen zusammenzuarbeiten, die im Dachverband Bündnis
Energiewende für Mensch und Natur Rheinland-Pfalz organisiert sind.“
Konto
wurde gesperrt
Daraufhin
hätten beide Kreisgruppen entsprechende Pressemitteilungen
herausgegeben, in denen sie diese Haltung kritisierten „Anschließend
bekam die Kreisgruppe Westerwald die Verfügungsgewalt über ihr
Konto entzogen“, berichtete Borowski der SZ. Für viele komme das
einer Entmündigung gleich: „Wir haben hier in der Kreisgruppe sehr
kompetente Fachleute, die auf Augenhöhe mit der Oberen
Naturschutzbehörde sprechen.“ Eine derartige Einmischung des
Landesvorstands sei für ihn nicht hinnehmbar. Dem Naturschutz fühlt
sich Borowski nach wie vor nahe. „Ich werde aber in keinen anderen
Verein eintreten.“ Andreas Goebel
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„Totalitäre
Strukturen erkennbar“
Michael
Thurn, stv. Vorsitzender der BUND Kreisgruppe Westerwald ist am
08.01.2016 aus dem BUND ausgetreten. Er
begründet seinen Austritt wie folgt:
·
Verfilzung
des BUND mit der Windkraftindustrie und ,,Grüner Ideologie"
·
„Wer eine
unwiederbringliche Zerstörung der Natur durch exzessiven Bau von
Windindustrieanlagen fördert, darf sich nicht Naturschutzbund
nennen“.
·
„Außerdem
sind totalitäre Strukturen wie Einschränkung der Meinungsfreiheit,
Diskriminierung Andersdenkender, Schikanen gegen die KG Westerwald
zur Durchsetzung einer fragwürdigen Klima/ Umweltideologie im BUND erkennbar“.
zur Durchsetzung einer fragwürdigen Klima/ Umweltideologie im BUND erkennbar“.